Dienstag, 6. September 2011

Augen zu und durch


Kennt ihr diese Tage auch? Man wacht morgens auf und stellt fest: irgendwie ist man viel zu müde um aufzustehen. Man verläuft sich auf dem Weg zur Kaffeemaschine und ist sich sicher, daß sie sowieso niemals genügend Koffein produzieren kann um einigermaßen wach zu werden.

Die einfachsten Dinge benötigen doppelt soviel Zeit wie sonst (wo bitte ist das Badezimmer nochmal?), man hat keine Erinnerung an die alltäglichsten Dinge (welche Farbe hatte meine Zahnbürste???) und man ertappt sich dabei, daß man reglos ganze 5 (wertvolle) Minuten bewegungslos in den Spiegel starrt. (wer bitte ist diese Person da?)


Nachdem man den Kampf gegen Strümpfe, Hunde, die unbedingt eine Runde Frisbee spielen wollen und der Suche nach dem Autoschlüssel überstanden hat, findet man sich auf einer Landstraße wieder, von der man sicher ist, daß man hier noch nie war und eigentlich auch nicht wirklich weiß, wie man jetzt hierher gekommen ist. Und genau für diese Momente hat irgendjemand in der selben Situation das Navigationsgerät erfunden. Clever, wer unter der Schnellwahl so wichtige Orte wie Zur Arbeit und Nach Hause gespeichert hat. Mit etwas Glück wählt man den richtigen Ort.


Und so geht der Tag weiter. Es passiert nichts wirklich Schlimmes, aber irgendwie hat man das Gefühl, daß man immer ein paar Sekunden langsamer ist, als die Welt. (Vielleicht dreht sie sich auch nur einfach schneller an solchen Tagen, das wäre gemein.)

Dumm ist nur, daß man zwar der Welt hinterher rennt, die Gedanken aber 5 Sekunden Vorsprung haben, was zu einer erhöhten Unfallgefahr (umgerannte Ecken, knapp verpasste Stühle, zu schnell geschlossene Türen und andere Kleinigkeiten) nach sich zieht. Das kann unangenehm werden.

So wattet (neudeutsch: auf Watte laufen, Anmerkung des Übersetzers) man durch den Tag und kann froh sein, daß man Profi ist und es deshalb (meistens) nicht weiter auffällt.


Ist man dann endlich zuhause, in Sicherheit, geht es genauso weiter. Es können folgende oder ähnliche Fragen auftreten: Was ist das für ein Schlauchding und warum macht es so einen fürchterlichen Krach und was mache ich damit eigentlich? Wem gehört dieser Hund an meiner Leine und warum guckt er mich so liebevoll an? Wo ist die Kaffeemaschine (ein Zeichen dafür, daß sich im Laufe des Tages rein gar nichts verbessert hat)? War ich eigentlich heute arbeiten (oh Mann)? Wie bin ich hier her gekommen, wo will ich hin und wer bin ich eigentlich? (Schlimm ist es, wenn man sich fragt Wer denkt das denn gerade?)

Da hilft nur: Augen zu und durch. Es wird besser. Spätestens morgen. Versprochen. Und jetzt nur keine Fehler machen. Einfach den Staubsauger wegstellen, den Hund an der Leine auf alle Fälle mit nach Hause nehmen, statt Kaffee Wasser trinken (gibts im Notfall aus der Leitung, eine davon wird sich schon finden lassen), man war ganz sicher arbeiten, sonst hätten sie angerufen. Es ist egal, wie man an einen Ort gekommen ist, an welchen Ort man will und wer man eigentlich ist. (Das fragen sich Menschen schon seit Anbeginn der Zeit und haben, soweit ich weiß, keine Antwort gefunden, also kann man diese Fragen auf einen späteren Zeitpunkt verlegen)

Morgen ist wieder alles wie immer. Ganz sicher. Wirklich.




Take Care,

Markus

8 Kommentare:

  1. Gib mir Fünf!! Genau so fühle ich mich heute und das in der Gewissheit, das dieser Tag vollgestopft ist, mit ausgesprochen blöden Terminen und mein Hund (ich kann mich daran erinnern, einen zu haben...) leider auf der Strecke bleibt und dabei ist sie das einzige Wesen, das ich heute um mich rum haben möchte.....
    *Leise vor mich hinmotzend*
    Liebe Grüße
    Trudi

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  2. Lieber Markus...

    das ist wieder einer dieser, meiner Lieblings-Posts von dir! Ich amüsiere mich köstlich! (gemein, nicht wahr!)
    Ja genau solche Tage gibt es auch bei mir!

    Ich rate dir hier alles Ernstes bleibe an solchen Tagen lieber im Bett!!!
    Stell dir vor (nein, stell es dir lieber nicht vor) was da alles passieren KÖNNTE! Schrecklich!

    Ich hoffe doch ganz fest dass dein heutiger Tag kein Solcher ist :):)

    Liebe Grüsse und pass auf dich auf... 'häbs guet'!

    Cornelia

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  3. Hey Markus,

    ein solche Tag muß Dir wann anders geschehen sein, Du könntest sonst nicht so viele witzige und sinnige Sätze aneinanderreihen, oder vielleicht gerade deshalb, wer weiß.
    Wie auch immer, ich hoffe Du weißt wieder wer Du bist. Und ich danke Dir für fünf lustige und sinnige Minuten.

    Wünsche Dir einen schönen sonnigen Tag
    LIebe Grüße

    Sanne

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  4. hi markus,

    du sprichst mir aus dem herzen, ich kenne solche tage nur leider leider darf man an diesen tagen nicht im gemütlichen bettchen bleiben.

    wieder ein super toller post von dir!!!

    grüßli lisa

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  5. hallo Markus

    schön zu lesen das auch Andere solche Tage haben, dachte, das wären die ersten Anzeichen von Demenz. Gut zu wissen, dass es einfach zum Leben gehört und schnell wieder vorbei ist- lach-
    Wünsche Euch eine schöne Woche, hoffentlich ohne verwirrte Tage !
    LG
    Dagmar aus Bochum

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  6. Eine herrliche Geschichte!

    Liebe Grüße,
    Claudia

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  7. Vielen Dank!

    Gott-sei-Dank geht es nicht nur mir so....und Gott-sei-Dank ist am nächsten Tag wieder alles beim Alten...

    Liebe Grüße,
    Markus

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  8. moin moin und willkommen im club!!
    (blick in den spiegel): ich kenne dich nicht, aber ich kümmere mich um dich *harhar*
    vielleicht gibts ne ganz logische erklärung, zumindest sagt ein indianisches Sprichwort:
    "Wir müssen von Zeit zu Zeit eine Rast einlegen und warten, bis uns unsere Seelen wieder eingeholt haben."
    danke für dieses wiederum äußerst amüsante und so NORMALE und so schöne post!! you made my day :)
    herzlichst, elvi

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