Sonntag, 2. Oktober 2011

Teacup-At-The-Seaside (Die Geschichte einer hochnäsigen Katze)

Mein Name ist Miss Carla Fornelle' und mir gehört dieses Hotel mit sämtlichen Ländereien. (Die Betonung liegt auf "Miss", wen sollte ich in dieser abgelegenen Gegend auch heiraten? Etwa den ungepflegten Kater von gegenüber? Glauben Sie mir, er bereut seine Annäherungsversuche. )

Ein Hotel zu führen ist keine einfache Sache und es gehört nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Hätten Sie etwa gerne ständig wildfremde Menschen in Haus und Garten? Nun also, ich auch nicht. Leider hatte ich keine andere Wahl und muss mich nun mit den Unannehmlichkeiten, die dies alles mit sich bringt, arrangieren. Keine leichte Übung.

Wie ich zu diesem Hotel gekommen bin? Nun, es ist seit Jahrzehnten im Besitz meiner Familie. Man sagt, mein Ur-Ur-Ur-Grossonkel mütterlicherseits, ein edler Siamese adliger Abstammung, habe es sich bei einer wilden Pokerpartie in den fünfziger Jahren unter die Krallen gerissen. Aber das könnte auch nur ein Gerücht sein. Und so muss ich mich nun Jahrzehnte später damit rumschlagen.

Und das bedeutet jede Menge Arbeit. Meinen Tag beginne ich früh, wenn die Gäste noch schlafen. Eine sehr schlaue Katze hat einmal gesagt "Der frühe Vogel fängt den Wurm." Und was mit dem frühen Vogel passiert weiß allein die frühe Katze.
Mein Weg führt an den Bächen und Brunnen vorbei, in denen die missmutigen Schildkröten schon die Steine bevölkern. Allesamt dumme und unnütze Geschöpfe. (Ich habe versucht, sie los zu werden, leider ohne Erfolg. Diese Biester haben scharfe Schnäbel...)
Weiter geht es durch den restlichen Garten, an den Pools vorbei (es ist mir nach all den Jahren immer noch ein Rätsel, was die Menschen bloß an diesem Becken mit chlorigem Wasser finden) und durch einen der Seiteneingänge ins Haus. Ok, dazwischen liegt der tägliche Versuch einen dieser köstlich aussehenden Goldfische zum Frühstück zu verspeisen.
In der Lobby muss ich vorsichtig sein, der Mensch (der wirklich glaubt, i h m gehöre das Gebäude) bringt manchmal seinen Hund mit. (Arthus ist ein altersschwacher Boxer, der nicht mal mehr ein Auge hebt, wenn ich durch die Halle stolziere, aber man weiß ja nie. In jüngeren Jahren hatten wir die gefährlichsten Verfolgungsjagden)

Vor dem Hotel gibt es ein großes Gehege mit Vögeln in den appetitlichsten Farben. Seit Jahren schleiche ich nun schon um diese Leckerbissen.

Nachdem ich alles auf Vollständigkeit überprüft habe wird es Zeit für ein spätes Frühstück, welches mir auf der Terrasse serviert wird. Dann ein sonniges Plätzchen für ein kleines Nickerchen suchen und mein Bestes tun, um diese nervigen Menschen zu ignorieren. Und das ist die schwierigste Aufgabe...

Take Cats,

Miss Carla Fornelle'

P.S. Zum Beweis, dass alles so ist, wie ich es sage, trage ich ein Halsband mit dem Namen meines Hotels. Würde ich das sonst tun?

4 Kommentare:

  1. Nette Story! ;-)
    Ist der Schwanz bei einer Verfolgungsjagd gekürzt worden?

    wünsche Euch einen schönen und erholsamen Urlaub Gruß Jutta

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  2. Bei diesem Anwesen darf Miss Carla doch ruhig etwas hochnäsig sein. Wahrscheinlich wollen diese fürchterlichen Menschen sie auch dauernd streicheln. Wer will schon von wildfremden Leuten gestreichelt werden.
    Aber der Schwanz ist mir auch gleich aufgefallen.
    Frag doch mal Miss Carla
    Weiterhin herrliche Tage
    Elke

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  3. Liebe Miss Carla Fornelle...

    ich darf doch 'du' sagen resp. schreiben?? Dein Leben scheint, obschon du in einem wunderschönen Anwesen lebst, nicht einfach zu sein!!!
    Also ich kann dich sehr gut verstehen. Immer diesen fremden Menschen und vorallem immer wieder Andere! Sicher hat es auch nette darunter. Ich weiss da von einem netten Herrn aus Deutschland, der bei euch zu Gast ist, schlank, gross gewachsen, dunkle Haare... :) gepflegte Erscheinung... also ich weiss, dass er sehr nett ist und Katzen SEHR liebt!!! Ich weiss auch, dass es ihm bei euch manchmal fast ein bisschen langweilig ist! Er scheint ein richtiges Energiebündel zu sein... aber wie schon geschrieben er LIEBT Katzen! Vielleicht könntest du dich ihm mal ein bisschen nähern und ihm ums Bein streichen? Vielleicht würde er dich ein wenig hinter dem Ohr kraulen... weisst du so richtig ... mmmh schnurrrrrr...!
    Falls du ihn triffst grüsse ihn auf alle Fälle mal von mir! :)

    ein liebes Schnurrrr

    Cornelia

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  4. Um den fehlenden halben Schwanz macht Miss Carla ein großes Geheimnis...
    Wer weiß, was damit passiert ist. Wir haben uns ein wenig angefreundet, so durfte ich über ihr seidenweiches Fell streichen.
    Liebe Grüße,
    Markus

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