Mittwoch, 19. Januar 2011

Was mir übrig bleibt


Vor einigen Jahren, vor fast 20 um genau zu sein, verfasste ich einige Gedichte über mein Leben, meine Gedanken und Gefühle. Überzeugt von ihrer Qualität und dem einzigartigen Nutzen für die ganze Menschheit, (wie man es nur in jungen Jahren sein kann, wenn jede Erfahrung neu und jeder Gedanke wirklich einzigartig scheint) habe ich daraus ein Buch binden lassen und es an alle möglichen Menschen verschenkt. (Wofür ich mich heute entschuldigen will, weil es mir peinlich ist...)

Beim Einsortieren des Bücherregals habe ich nun ein Exemplar dieses Buches gefunden, darin geblättert, mich an einige Momente erinnert und andere schnell wieder vergessen. 

Wie sich die Wichtigkeit des Lebens doch ändert. Wie unaushaltbar empfundener Schmerz einem noch stärkeren weicht. Wie die große Liebe von einer noch größeren abgelöst wird, nur um dann der allergrößten von allen zu weichen. 

Wie sich alles verändert, nur man selbst nicht.

So stolpern wir von einem wichtigsten Moment zum nächsten und ahnen erst spät, daß noch einige wichtigste folgen werden. Wir verschenken unser Herz (für immer und ewig), bekommen es zerbrochen zurück (nie mehr heilbar), kleben es zusammen (welch Glück), schwören einen heiligen Pakt (nie wieder!) und verschenken es erneut. (Gott-sei-Dank!)

So schrieb ich also in diesen Zeiten ein Gedicht:


Was bleibt mir übrig

Wann immer ich dachte
es geschafft zu haben
fertig zu sein
endlich
nach all der Mühe
kamen Dinge und
manchmal auch
Menschen
die meine Pläne
durchkreuzten
mich zurückwarfen
zum Ausgangspunkt
oder weiter.
Dann saß ich 
weinend 
vor den Trümmern
meiner eben erst
erschaffenen 
Zufriedenheit.
Wieder von vorne
anfangen
fällt schwer.
Was bleibt mir
übrig?

Wie sich die Wichtigkeit des Lebens doch ändert. War das damals so? Habe ich mich verändert? 

Um dies herauszufinden schrieb ich das Gedicht um. Aus heutiger Sicht quasi. Soweit das geht. Spannend, nicht wahr?

Hier ist das Ergebniss:


Was mir übrig bleibt

Ich habe oft gedacht
es geschafft zu haben
fertig zu sein 
und vielleicht sogar
am Ende.
Nach all der Mühe.
Dann kamen Dinge und
manchmal auch
Menschen
die meine Pläne streiften.
Manche brachten mich weiter
manche brachten mich
ein paar Schritte zurück.
So saß ich
oft staunend
vor dem Buch meiner Reise.
Wieder von vorne anfangen
muß ich nicht.
Ich mache weiter.
Das bleibt mir übrig.



.
Wie sich die Wichtigkeit des Lebens doch ändert und am Ende doch wieder dieselbe ist. Aufgeben mag manchmal die leichteste Lösung zu sein (obwohl es oft die schwierigste ist), aber am Ende nehmen wir von allen Dingen doch immer das gleiche mit auf unseren Weg. 

Wir mögen ganze Städte auf Sand bauen, uns unzählige Male verlaufen und an immer der gleichen Kreuzung stehen. 

Wir mögen unser Herz eintausendmal vergeblich verschenken, bis der Eine kommt, der schon sein Leben lang genau dieses Herz sucht.

Die Wichtigkeit des Lebens ist das Leben selbst.

3 Kommentare:

  1. das nennt sich "erwachsen werden"
    man träumt wenn man jung ist von vollkommenheit,einheit und freiheit
    wird man erwachsen merkt man
    vollkomenheit ist eine illusion
    die einheit die spitze eines baumes den man nie erklimmt
    und freiheit ist relativ bescheiden und ruhig wenn nicht sogar schüchtern versteckt

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  2. Nur wer den unendlich großen Schmerz kennt, kann auch Wundervolle Liebe empfinden...

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  3. Du hast einen schönen Blog!!

    Liebe Grüße Anja

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